Warten

Wenn ich mich darauf festlegen müsste, welches Warten mir bisher in meinem Leben am schwersten gefallen ist, so würde ich mich wahrscheinlich für dieses entscheiden:
Als Kind wuchs ich neben einem Sportplatz auf, war völlig fußballvernarrt und hatte am Wochenende nicht immer das Geld für den Eintritt, und so stand ich dann eben gegen Ende der Pause des Spiels mit einigen anderen Buben neben dem Drehkreuz, darauf wartend, hineingelassen zu werden, was so etwa eine Viertelstunde nach Beginn der zweiten Halbzeit geschah, wobei der genaue Zeitpunkt jedoch von der Laune des Platzwarts abhing, vernahm währenddessen die unterschiedlichsten Reaktionen des Publikums auf das Spielgeschehen, sah ab und zu den Ball hoch über der Tribüne dahinfliegen und hatte ständig das Gefühl, etwas unerhört Schönes zu versäumen – doch endlich wurde das Tor geöffnet und wir
stürmten hinein!